Wo leben Kornweihen? Wie ist das Geweih eines Hirsches aufgebaut? Wie sieht ein Bartgeier aus und warum lässt er Landschildkröten aus großer Höhe herabfallen? Darf ich eine tote Eule, die ich beim Spazieren finde, einfach mitnehmen? Woran kann man Dam- und Sikawild unterscheiden? Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen erhielten die Gästeführer der Gemeinde Möhnesee und die Mitarbeiter der Touristik, die sich bei ihrem jährlichen Frühjahrstreffen dieses Mal den Wildpark und weitere Stationen des Naturerlebnisraums Völlinghausen ausgesucht hatten.
„Wir versuchen Anfang des Jahres immer, einen Termin für ein gemeinsames Treffen mit unseren derzeit zehn Gästeführern zu finden, bei dem wir dann über alle Neuerungen und aktuelle Entwicklungen, die es rund um den Möhnesee gibt, informieren“, sagt Alexandra Teichert von der Möhnesee Touristik. „Im vergangenen Jahr waren wir beispielsweise im Arnsberger Wald unterwegs und haben uns von der Waldpädagogin Anna-Maria Hille über das Thema Waldsterben informiert, weil unsere Gästeführer bei ihrer Arbeit immer wieder darauf angesprochen worden sind.“
Am Wochenende stand als Erstes der Wildpark Völlinghausen mit seinem neuen Wildpark-Haus als Herzstück des Naturerlebnisraums Völlinghausen auf dem Programm. Beeindruckt zeigten sich die Besucher über die vielen Tierpräparate – angefangen von Reh, Fuchs und Dachs über mehrere Eulen, Greif- und Rabenvögel bis hin zu einem jungen Bartgeier. Eine große Fläche an der Wand ist allerdings derzeit leer. Aber nicht mehr lange, denn dort soll in spätestens drei Wochen der imposante Kopf eines ausgewachsenen Keilers die Blicke von Jung und Alt auf sich ziehen. Aktuell befindet sich dieser noch beim Präparator.
Gleich mehrere der im Wildpark-Haus ausgestellten Tiere wie beispielsweise Kornweihe, Sperber, Uhu und Waldohreule gehören zu den streng geschützten Tierarten. „Diese darf man, wenn man sie findet, nicht einfach mitnehmen, denn sie müssen in der Natur verbleiben, sonst macht man sich strafbar“, erklärte Hubert Klyscz, der Vorsitzende des Fördervereins Wildpark Völlinghausen den interessierten Zuhörern. „Um diese Tierpräparate im Wildpark-Haus ausstellen zu dürfen, haben wir uns daher an die Untere Naturschutzbehörde gewendet und dafür die Genehmigung eingeholt“, verrät Hubert Klyscz, der sich als Falkner besonders gut mit den Greifvögeln auskennt. „Die Präparate werden auch noch im Auftrag der Untere Naturschutzbehörde verplombt.“
Auch die 50 Holzbücher umfassende Xylothek stieß auf großes Interesse, zumal die Bücher im Gegensatz zu den Präparaten angefasst werden dürfen. Die Bücher „Eisenholz“ und „Mooreiche“ gehören zu den kleinsten Exemplaren der Xylothek. Auch ein Buch aus der Stechpalme, dem Baum des Jahres 2021, umfasst die Xylothek. Einige der Bäume, deren Holz in Form eines Buches in der Xylothek zu sehen und vor allem zu fühlen sind, stehen im Dendrarium, das hinter dem Parkplatz Engelslieth entstanden ist. Diese Ansammlung verschiedener Gehölzarten stand ebenfalls auf dem Programm von Touristik und Gästeführern, doch zunächst ging es vorbei an der Voliere mit den unzertrennlichen Rosen- und Pfirsichköpfchen, Zebrafinken, Kanarienvögeln, verschiedenen Sittichen und Graupapageien hin zum Gehege von Dam-, Sika- und Rotwild.
„Es hat sich hier so viel getan“, resümiert Ulrike Lippsmeier nach dem Besuch im Wildpark. Die Gästeführerin, die früher selbst in Völlinghausen gewohnt hat, kennt den Wildpark schon von klein auf. „Ich habe noch Fotos zu Hause, die mich als Dreijährige beim Füttern der Ziegen zeigen“, erinnert sie sich. Besonders gut gefällt ihr, dass im Wildpark-Haus Aktionen und Programm speziell für Kinder angeboten werden. „Wir haben viele Familien aus dem Ruhrgebiet, die uns bei den Führungen fragen, was sie noch mit der Familie unternehmen können und der Wildpark ist toll für Familie – zumal er keinen Eintritt kostet“, findet Andrina Schulten. Die Gästeführerin bietet unter anderem Führungen in der Drüggelter Kapelle und der Sperrmauer an.
Auch Alexandra Teichert zeigte sich beeindruckt von den Entwicklungen im Wildpark Völlinghausen. „Es ist so toll geworden hier und man sieht auf den ersten Blick, wie viel Liebe hier reingesteckt wird. Wir bewerben den Wildpark immer gerne, denn hier gibt es einiges zu entdecken. Hinzukommt die Nähe zur historischen Kanzelbrücke und dem Minigolfplatz.“ Und mittlerweile auch zum Dendrarium und der Waldbienenstation, die ebenfalls zum Naturerlebnisraum Völlinghausen gehören.